Bereits Ende Januar verkündete der deutsche Softwareriese der SAP Aktie (WKN: 716460) die Übernahme von Taulia. Das US-Fintech ist einer der führenden Anbieter im Bereich Working Capital Management. Hier ist es besonders auf die Finanzierung von Lieferketten spezialisiert: Ein Segment, das aufgrund einer international anhaltenden Überlastung der Versorgungsketten derzeit boomt.
Beide Unternehmen kennen sich
Über die genauen finanziellen Details des Deals vereinbarten beide Unternehmen Stillschweigen. Fest steht, dass die Summe unter der Milliardengrenze bleibt und sich SAP die Kontrollmehrheit als 95 prozentiger Anteilseigner sichert. Dabei rückt Luka Mucic, Finanzchef der SAP Aktie, als Vorsitzender in den Verwaltungsrat von Taulia. Er kommentierte die Übernahme so:
„Taulia stärkt unser Portfolio und schafft Mehrwert in einem Punkt, der für jedes Unternehmen von entscheidender Bedeutung ist: Finanzielle Flexibilität und Stabilität. Damit tragen sie dazu bei, Lieferketten widerstandsfähiger zu machen.“
Weiter könne sein Konzern durch die bevorstehende Zusammenarbeit zum führenden Unternehmen im Working Capital Management werden. Nach der Übernahme soll Taulia weiter als eigenständiges Unternehmen im SAP-Konzern agieren. Dabei sind Geschäfte der beiden Unternehmen schon länger miteinander verwoben. Der ehemalige Chef der SAP-Aktie Leo Apotheker ist als unabhängiger Direktor bei Taulia tätig und am Konzern beteiligt. Außerdem ist Taulia als SAP-Partner bereits stark in die Lösungen des Konzerns aus Walldorf integriert: 80 Prozent seines Kundenstamms betreiben ein SAP-System zur eigenen Ressourcenplanung.
Was genau macht Taulia?
Seit 2009 sorgt Taulia dafür, dass Unternehmen ihre Lieferanten frühzeitig bezahlen können. Nach CEO Cédric Bru ist es die Mission des Konzerns, Liquidität, die in langsamen und überlasteten Lieferketten feststeckt, für seine Kunden freizusetzen. Gerade in Zeiten herausfordernder Wirtschaftszyklen sei Cash „der Sauerstoff, den Unternehmen zum Atmen brauchen“. In einem wesentlichen Teil der Quartalsberichte, über die wir berichtet haben, warnten Unternehmen vor anhaltend großen Herausforderungen durch die überlasteten Lieferketten. Unter diesen Bedingungen erfährt der Markt für Working Capital Management derzeit ein starkes Wachstum. Taulia ist hier Technologie-führend und bietet eines der breitesten Plattform- und Lösungsportfolios an. Über zwei Millionen Lieferanten nutzen bereits die Möglichkeit der Zwischenfinanzierung über das Fintech. Daneben wickeln Unternehmen wie der Pharmakonzern AstraZeneca, Airbus und der Autohersteller Nissan ihre Güter und Dienstleistungen über Taulia ab. Das notwendige Kapital wird dabei unter anderem von Großbanken wie UniCredit und J.P. Morgan bereitgestellt.
Von dem Konzept können laut Management der SAP Aktie Konzerne mit unterschiedlichen Perspektiven profitieren:
- Lieferanten, bleiben zahlungskräftig in Zeiten, in denen sie aufgrund der angesprochenen Lieferproblematik länger auf ihr Geld warten müssen
- Einkäufer können ihre Zahlungsbedingungen voll ausschöpfen und zeitgleich die Beziehungen zu Lieferanten stärken
- Kreditinstitute erschließen neue attraktive Investitionsmöglichkeiten in der kurzfristigen Finanzierung kreditwürdiger Unternehmen
Vorteile, von denen dann bald auch das Ökosystem der SAP Aktie profitieren soll. Bis März sei die Übernahme abgeschlossen.
Trotz der Zukunftsdeals: SAP Aktie bleibt schwach
Bereits in meinem Artikel über die aktuellen Quartalszahlen von SAP hatte ich den Kauf angeteasert. Nun wird weiter klar, dass der größte deutsche Softwarekonzern damit auch auf langfristiger gestörte Lieferketten wettet. In der Zwischenzeit hat das Management eine weitere Kooperation angekündigt. Zusammen mit Arvato plant man ein großes Cloud-Projekt für die öffentliche Verwaltung in Deutschland. Betrachtet man den Kurs der SAP Aktie, so scheinen die Anleger von den angekündigten Kooperation bislang noch nicht wirklich beeindruckt. Dieser ist auch seit dem Absturz nach dem Quartalsbericht weiter gefallen. Ich persönlich halte es derzeit für zu früh, um den Taulia-Kauf zu bewerten. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Marktwachstum auf sich erholende Lieferketten reagiert. Insgesamt blicke ich aus Anlegersicht jedoch weiterhin positiv auf SAP.
Julian besitzt keine der im Artikel erwähnten Aktien.