Der deutsche Softwarekonzern SAP (WKN: 716460) und die Bertelsmann-Tochter Arvato planen den Aufbau einer souveränen Cloud-Infrastruktur für den Verwaltungssektor in Deutschland. Am vergangenen Donnerstag verkündeten beide Konzerne über Unternehmensmeldungen, für das Projekt gemeinsam eine neue Firma gründen zu wollen. Das Management der SAP Aktie hatte erst vor kurzem mitgeteilt, den IT-Dienstleister Taulia zu übernehmen, um Zulieferer schneller zu bezahlen und seine Lieferketten stärken zu können. Nun sorgt der Konzern aus Walldorf mit der Arvato-Kooperation für digitale Aufbruchsstimmung in Deutschland.
Der Datenschutz steht im Mittelpunkt
Ein zentrales Ziel der groß angelegten Cloud-Unternehmung ist die Wahrung der Datenhoheit. So soll die neue Infrastruktur zwar auf der Azure Technologie von Microsoft (WKN: 870747) basieren. Die gesamte Datenverarbeitung und Datenspeicherung werde aber gänzlich in Deutschland abgewickelt. Unabhängig von Microsofts globalen Rechenzentren. SAP-Chef Klein fasste die Pläne seines Unternehmens vergangene Woche so zusammen: „Gemeinsam stellen wir die neuesten Cloud-basierten Technologien bereit und erfüllen gleichzeitig selbst die strengsten Anforderungen an die Datensouveränität.“
Hierzu werde ebenfalls von Beginn an mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, kurz BDI, zusammengearbeitet. Deutschland gilt weltweit zu den Ländern mit den höchsten Sicherheitsstandards mit Blick auf Datenverkehr und Cloud-Technologien. Aus dieser Perspektive wird die Sache für Microsoft interessant. Durch das hohe globale Ansehen der deutschen Standards, kann Microsoft bei Gelingen des Projekts auch die Glaubwürdigkeit in die eigenen Technologien erhöhen. Dadurch könnten sich für den Konzern Türen für ähnliche Kooperation mit anderen EU-Staaten öffnen. Dafür verzichtet das Management um die Microsoft Aktie gerne auf den Datenzugriff über die eigenen Server.
Microsoft sinnvoller Partner für SAP Aktie
Auf der anderen Seite des Deals macht auch der Aufbau der neuen Cloud-Plattform auf Microsofts Azure für SAP und Arvato durchaus Sinn. SAP kann somit die in der Verwaltung bereits stark genutzten Microsoft-Dienste anbieten. Und auch die eigenen Unternehmenslösungen und Applikationen sowie Softwarelösungen aus dem Open-Source-Bereich können zeitgleich integriert werden. Heute macht Open Source Software bereits etwa 60 Prozent des Angebots auf Azure aus. Dem öffentlichen Sektor stünde so ein breiter Katalog an digitalen Lösungen zur Verfügung. Eine notwendige Komponente, damit die hohen Digitalisierungsziele der Bundesregierung erreichbar bleiben.
Bremsen die hohen Sicherheitsstandards die Dynamik?
Zurück zu den geplanten hohen Sicherheitsstandards der Infrastruktur. Die Bundesregierung schreibt hier zum Beispiel vor, dass sämtliche Daten verschlüsselt werden müssen und Microsoft keine Analysedaten zur Auswertung erhält. Außerdem müsse die Möglichkeit bestehen, dass jegliche Updates vor ihrem Vollzug durch Beamte geprüft werden können. Die hohen Ansprüche an die Sicherheit des Projekts könnten so seine die Dynamik deutlich abbremsen. Denn der Cloud-Ansatz profitiert besonders vom schnellen Zugriff auf neue Programme und Funktionen sowie von sogenannten „Hyperscalern“. Das sind große Cloud-Systeme, die durch die Zusammenschaltung tausender Server entstehen. Durch die Einschränkungen der Plattform könnten diese positiven Effekte unterdrückt werden, fürchten Experten.
SAP Aktie hält Anleger auf Trab
Das Konstrukt aus SAP, Arvato und Microsoft bleibt trotz der Bedenken hinsichtlich seiner Dynamik ein spannendes Unterfangen für die drei Akteure. Hier könnten sich die hohen Sicherheitsstandards mit Blick auf den für Datenschutz sehr sensiblen Bereich der öffentlichen Verwaltung langfristig auszahlen. Über das finanzielle Volumen des Projekts herrschte bislang Stillschweigen. Für Anleger der SAP Aktie scheint das Jahr mit viel Schwung zu beginnen. Das Wertpapier war nach der Veröffentlichung der aktuellen Zahlen zwischenzeitlich stark gefallen. Es bleibt spannend, abzuwarten, ob es mit den angekündigten Engagements wieder nach oben geht.
Julian besitzt keine der im Artikel erwähnten Aktien.