Zuletzt hatten wir vor allem im Zuge der zunehmenden Angst vor Cyberangriffen über die Fortinet Aktie (WKN: A0YEFE) berichtet. Der Umsatz des Cybersecurity-Konzerns war im vergangenen Q1 mit 34 Prozent stärker gewachsen als zunächst erwartet. Nun hat der große Branchen-Konkurrent Palantir (WKN: A2QA4J) letzte Woche eine interessante Kooperation angekündigt. Hier wollen wir für euch drauf blicken und die Chance nutzen, um die beiden Software-Riesen miteinander zu vergleichen.
Google Cloud mit Foundry könnte schmecken!
Der Big-Data-Spezialist Palantir kooperiert von nun an mit der Google Cloud. Somit soll Palantirs beliebte Datenanalyse-Software Foundry jetzt auch für Nutzer der Dienste der Alphabet-Tochter zur Verfügung stehen. Google nannte bei der Verkündung des Deals zwei Beispiele, wie die Foundry Unternehmen helfen könne. Zum einen wären Einzelhändler dadurch in der Lage, die Bestandsverwaltungs-Funktionen von Foundry mit Googles KI-Prognosedienst „Recommendations“ zu verbinden. Damit könne man besser vorhersagen, wann bestimmte Artikel ausverkauft sein werden.
„This is about bringing together the best of AI, which Google clearly represents, and enabling our customers to turn their data into decisions, and those decisions into sustainable, competitive advantage.“
Shyam Sankar, COO, Palantir Technologies
Und auch Banken könnten von der Foundry-Google-Connection profitieren. Diese könnten beide Dienste verbinden, um Betrug und Geldwäscheaktivitäten besser zu erkennen. Google-Cloud Nutzer können sich wohl auf eine funktionsstarke Fusion der beiden Dienste freuen. Inwiefern sich die Kooperation positiv auf die Umsätze von Palantir auswirkt, bleibt erstmal abzuwarten.
Geschäftsfokus von Palantir im Wandel
Palantir wurde 2003 gegründet und hat seinen Hauptsitz in der US-amerikanischen Stadt Denver. Ursprünglich spezialisierte sich der Softwarekonzern stark auf Kunden im öffentlichen Sektor. Ein wichtiger ist hier beispielsweise das US-Verteidigungsministerium. Das verwendet Palantirs Anti-Terror-Softwaresystem „Palantir Gotham“ bis heute.
Seit Anfang letzten Jahres findet jedoch ein klarer Wandel hin zu kommerziellen Kunden statt. Demnach nahm die Umsatzwachstumsrate mit öffentlichen Kunden seit dem Q1 2021 bis heute von 76 Prozent auf 16 Prozent deutlich ab. Im selben Zeitraum stieg die Wachstumsrate im kommerziellen Geschäft von 19 Prozent auf 54 Prozent. Inzwischen wird das Software-Angebot von Palantir von Unternehmen und Regierungen in 150 Ländern und 36 Branchen verwendet. Die wichtigste Region bleibt jedoch weiterhin die USA. Dort konnte der Konzern sein Wachstum zuletzt noch einmal deutlich beschleunigen.
Die oben erwähnte Palantir Foundry ist das Flaggschiff von Palantir. Sie wird von privaten Konzernen wie auch öffentlichen Organisationen verwendet, um Informationen aus Datenbanken, „Internet of Things“-Geräten und anderen Systemen zu sammeln. Diese Daten werden dann in einem großen digitalen Archiv zentralisiert, wo sie einfacher organisiert und analysiert werden können. Palantir bietet Tools, einschließlich Algorithmen für maschinelles Lernen, um Unternehmen dabei zu helfen, damit sie nützliche Muster in ihren Informationen finden können.
Warum wir weiter auf die Fortinet Aktie setzen
Fortinet bietet neben Software auch Hardware, wie die Fortigate-Firewall an, um Konzerne vor digitalen Angriffen zu schützen. Auch wenn der Konzern generell mit Palantir in der Cybersecurity-Branche konkurriert: Der zentrale Geschäftsansatz hat wichtige Unterschiede. Palantirs Foundry setzt in erster Linie auf die Informationsbeschaffung via Big Data. Fortinet hingegen baut mit seinen Produkten den digitalen Schutzwall, um Kriminellen den Zugang zu den Systemen seiner Kunden zu verwehren. Beide Ansätze sind auf einem stark wachsenden Markt von Bedeutung und werden sich wohl so schnell nicht in die Quere kommen. Der Palantir-Google-Deal ist aus dieser Perspektive keine Gefahr für Fortinet.
Blickt man auf die Langzeitcharts der beiden Aktien, so scheint Fortinets Geschäftsmodell deutlich stabiler. In den vergangenen fünf Jahren hat sich der Kurs quasi kontinuierlich gesteigert. Verglichen mit 2017 beträgt der Wert heute mehr als das siebenfache. Palantir hatte bislang nicht die Chance, sich am Aktienmarkt über einen längeren Zeitraum zu behaupten. Die Palantir Aktie wird erst seit September 2020 an der Börse gehandelt. Und auch seitdem ist die Entwicklung mit einem Minus von knapp 60 Prozent alles andere als überzeugend. Auch wenn das Geschäftsmodell wie auch der neueste Google-Deal viel Potenzial haben. Aus Sicht eines langfristigen Anlegers steht Fortinet für uns solider da. Was nicht heißt, dass es Palantir in den nächsten Jahren nicht in unserer Portfolio schaffen könnte. Wir behalten die Aktie genau im Auge.
Julian besitzt keine der im Artikel erwähnten Aktien.