Die Starbucks-Aktie (WKN: 884437) hat besonders im Jahr 2020 stark unter den Corona-Restriktionen gelitten; der Jahresumsatz ist um knapp drei Milliarden US-Dollar im Vergleich zum Vorjahr gesunken. 2021 konnte sich die Kaffee-Kette durch einen Umsatzanstieg von 23,6 Prozent auf über 29 Milliarden US-Dollar wieder deutlich erholen. Der chinesische Markt, nach den USA der zweitwichtigste für Starbucks, schwächelt aber weiterhin. Die strikte Corona-Politik der chinesischen Regierung hat den Konzern nach lokalen Ausbrüchen immer wieder zu Ladenschließungen in mehreren großen Städten gezwungen. So hat die Starbucks-Aktie im dritten Quartal 2021 mit einem Umsatzverlust um sieben Prozent auf dem chinesischen Markt einen weiteren Dämpfer erlitten.
Kaffee-Trend in China
Doch das China-Geschäft wird eine entscheidende Säule für die Entwicklung der Starbucks-Aktie in den nächsten Jahren sein. Mit mehr als 4700 Filialen ist Starbucks hier außerhalb der USA am stärksten vertreten. Und das Marktpotenzial ist weiter groß: Das weltweite Gesamtmarktvolumen im Kaffee-Segment wird bis 2025 um durchschnittlich 5,17 Prozent pro Jahr steigen, auf 433 Milliarden im Jahr 2025. China, das gerade in einen regelrechten Kaffee-Boom erlebt, wird dieses Wachstum noch übertreffen. Besonders bei jungen Chinesen wird ein westlicher Lebensstil zunehmend nachgeahmt, womit auch immer öfter Kaffee anstatt Tee getrunken wird.
Der Meituan-Deal
Ein wichtiger Schachzug, um diesen Trend mitzugehen und sich gegen weitere Lockdowns zu wappnen, wurde am vergangenen Dienstag vom Management der Starbucks-Aktie verkündet: Eine Zusammenarbeit mit dem chinesischen Konzern Meituan. Der Tech-Riese vertreibt eine der beliebtesten Food-Delivery-Apps in China. Durch den Deal erhält Starbucks Zugang zu mehr als 667 Millionen aktiven Nutzern und kann sein Liefergeschäft im wichtigsten internationalen Absatzmarkt ausbauen. Auf der App können die Kunden von nun an Starbucks-Produkte bestellen und Reservierungen für die Filialen vornehmen. 2018 war Starbucks durch eine Kooperation mit Meituans größtem Konkurrenten Alibaba in den chinesischen Food-Delivery-Markt eingestiegen. Der Marktanteil von Meituan in diesem Segment hat im zweiten Quartal 2020 den Großteil von geschätzt 68,2 Prozent ausgemacht. Starbucks reagiert damit auch auf die zunehmende Konkurrenz durch andere Kaffeeketten in China wie dem italienischen Lavazza oder Tim Hortons aus Kanada.
Ein notwendiger Kompromiss
Aus meiner Sicht hat Starbucks eine gute Ausgangsposition, um weiter ein Gewinner des Kaffee-Trends in China zu sein. Die Kooperation mit den Plattformen Alibaba und jetzt Meituan sind wohl ein notwendiger Kompromiss, um einen flächendeckenden Lieferservice in China anbieten zu können. Der Konzern macht sein Geschäft damit unabhängiger von seinen etablierten Filialen und gleichzeitig etliche neue Kunden auf die Marke und eigene Angebote aufmerksam. Allerdings bleibt Starbucks abhängig von den Einnahmen in seinen Cafés. Er würde stark von einer Normalisierung der internationalen Lage und besonders der in China profitieren. Der angekündigte Deal und die Prognosen lassen mich aus der langfristigen Anlegersicht dennoch optimistisch auf die Starbucks-Aktie blicken.
Julian besitzt keine der im Artikel erwähnten Aktien