Am heutigen Freitag gab der DAX-Konzern SAP (WKN: 716460) seine Zahlen für das erste Quartal 2022 bekannt. Die Walldorfer lieferten trotz großer Schwierigkeiten im Umfeld solide Zahlen und befinden sich auf Jahressicht weiterhin auf dem angestrebten Wachstumskurs. Besonders erfolgreich war SAP mit seinem “Rise with SAP” Programm, welches sehr gut von den Kunden angenommen wird. Die Cloudsparte konnte aufgrund des “Rise with SAP”-Erfolges den Umsatz um 31 Prozent steigern.
SAP Q1 2022 Ergebnisse
Q1 2022 | Q1 2021 | Veränderung | |
---|---|---|---|
Umsatz | 7.077 Mio. Euro | 6.348 Mio. Euro | +11,5 % |
Softwarelizenz- und -Supporterlöse | 3.240 Mio. Euro | 3.283 Mio. Euro | -1,3 % |
Cloud- und Softwareerlöse | 6.060 Mio. Euro | 5.428 Mio. Euro | +11,6 % |
EBIT | 1.053 Mio. Euro | 960 Mio. Euro | +9,7 % |
Gewinn je Aktie | 0,63 Euro | 0,88 Euro | -28,4 % |
Operativer Cashflow | 2.482 Mio. Euro | 3.085 Mio. Euro | -19,5 % |
Free Cashflow | 2.165 Mio. Euro | 2.848 Mio. Euro | -24,0 % |
Das Wichtigste im Überblick
SAP konnte den Umsatz im ersten Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahr um 11,5 Prozent steigern. Sämtliches Wachstum geht auf das Konto der starken Cloudsparte. Dies ist nicht verwunderlich, da SAP seit Jahren den Konzern umbaut und auf die Cloudsparte setzt. SAP wurde im ersten Quartal jedoch stark vom Krieg in der Ukraine getroffen. Aktuell gehen die Walldorfer davon aus, dass der Krieg für Kosten in Höhe von 350 Millionen Euro sorgen wird. Der Großteil dieser Kosten entsteht, da sich SAP komplett aus Russland zurückgezogen hat. Trotz dieser zusätzlichen Kosten ist SAP weiter davon überzeugt, die Jahresprognose halten zu können.
In Gesprächen mit Kunden, beziehungsweise potenziellen Kunden, spürt SAP ein zunehmendes Interesse an den eigenen Cloudlösungen. Ein großer Treiber ist dabei die zunehmende Unsicherheit. Zum einen wird es für die Kunden von SAP immer wichtiger, die eigenen Lieferketten gut zu überwachen und zu schützen. Zum anderen nehmen die Bedrohungen durch Cyberangriffe zu und SAP kann auch in diesem Bereich mit seinen Angeboten Lösungen liefern. Deshalb geht SAP trotz der global angespannten Lage von einer weiter hohen Nachfrage nach den eigenen Softwarelösungen aus.
“Wir verdanken unseren Kunden ein weiteres Quartal mit starkem Cloudwachstum, denn sie haben sich für Lösungen der SAP entschieden, um nachhaltiger zu wirtschaften, ihre Lieferketten stabiler zu machen und sicherzustellen, dass ihr Unternehmen für die Zukunft gerüstet ist. Unser wichtigstes ERP-Angebot SAP S/4HANA verzeichnete ein Rekordwachstum. Dies verdeutlicht das Vertrauen, das Kunden in uns setzen, um sie bei ihrer Unternehmenstransformation zu unterstützen.”
Christian Klein, Vorstandschef SAP
Wachstum und Investitionen im Cloudbereich
Der aktuelle Cloud-Auftragsbestand stieg um 28 Prozent auf 9,73 Mrd. Euro. Der Krieg in der Ukraine belastete diese Zahl auf Basis konstanter Wechselkurse um 0,8 Prozentpunkte. Im Vergleich zum Vorjahr konnte SAP zudem die Cloudbruttomarge um einen Prozentpunkt auf 68,2 Prozent verbessern. Dies führte zu einem Wachstum das Cloudbruttoergebnis von 33 Prozent. All dies gelang SAP vor dem Hintergrund, dass in diesem Quartal wieder starke Investitionen in ein Programm zur Harmonisierung der Cloudinfrastruktur flossen.

Gewinn auf Talfahrt
Das Ergebnis je Aktie sank um 29 Prozent. Hauptgrund war, dass der Beitrag von Sapphire Ventures zum Finanzergebnis im Vergleich zum gleichen Zeitraum des letzten Jahres geringer ausfiel. Bei Sapphire Ventures handelt es sich um eine Venture Capital Firma, welche von SAP mit Kapital ausgestattet worden ist. Daher sind starke Schwankungen im Ergebnis etwas vollkommen Normales bei Sapphire Ventures. Das operative Ergebnis von SAP ist daher ein deutlich besserer Indikator. Je nachdem welche Bilanzierungsmethode angewendet wird (IFRS / Non-IFRS), stieg bzw. fiel dieses leicht.
Der Free Cashflow liegt mit 2,16 Mrd. Euro um 24 % unter dem Vorjahreswert, was in erster Linie auf die Entwicklung der Profitabilität im ersten Quartal, die fortschreitende Verlagerung von SAP in die Cloud, welche sich auf das Working Capital auswirkt, und geringere Softwarelizenzverkäufe im vierten Quartal 2021 zurückzuführen ist. Die laufende Umstrukturierung des Unternehmens ermöglicht einen ausgewogeneren Mittelzufluss im Jahresverlauf, sodass SAP die Prognose für den Free Cashflow im Gesamtjahr bestätigt.
“Wir hatten einen soliden Start in das Jahr und unser Ausblick bleibt unverändert. Trotz des aktuellen gesamtwirtschaftlichen Umfelds hat sich das Wachstum der Clouderlöse weiter beschleunigt und beflügelt damit das Wachstum der gesamten Umsatzerlöse. Der Current Cloud Backlog verbuchte ein solides Wachstum und stärkt weiterhin unser Vertrauen in unsere langfristigen Pläne und den Ausblick für das Jahr.”
Luka Mucic, Vorstandschef SAP
Uns hat SAP nicht enttäuscht
Für die SAP-Aktie ging es nach den Quartalszahlen erst einmal um über vier Prozent auf Talfahrt. Mit den Erklärungen des Managements konnte der Verlust zwar auf etwa zwei Prozent begrenzt werden, jedoch waren die Anleger alles andere als begeistert von den Zahlen. Aus unserer Sicht waren sie jedoch recht solide. Die Cloudtransformation, welche ja bereit seit Jahren gepredigt wird, nimmt langsam an Fahrt auf. Besonders positiv ist hier das Angebot “Rise with SAP” zu nennen, welches erst 2021 eingeführt wurde und extrem gut von den Kunden angenommen wird. Das ist die positive Seite. Auf der negativen Seite sind natürlich in erster Linie die hohen Kosten aufgrund des Russland Ausstiegs, Sorgen bezüglich der Investitionsfreudigkeit von Unternehmen in diesen unsicheren Zeiten und unbefriedigende Margen aufgrund von hohen Investitionen in die eigene Transformation zu nennen.
Unter dem Strich scheint es SAP aber zu schaffen, trotz dieser ganzen Sorgen weiter auf dem gesetzten Kurs zu bleiben. Dass die Jahre 2021 und 2022 erst einmal nur Übergangsjahre werden und die Früchte der Arbeit dann ab 2023 geerntet werden sollen, ist ja auch bereits seit Oktober 2020 bekannt. Daher bleiben wir weiter ruhig, SAP bleibt weiter Teil unserer Top-50 Aktien und wenn die Aktie weiter abgestraft wird, könnten sich aus unserer Sicht in den kommenden Monaten interessante Möglichkeiten für langfristige Investoren bieten.
Robin besitzt Aktien von SAP.