Die PayPal-Aktie (WKN: A14R7U) hat im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr um 21 Prozent an Wert verloren. Ein Blick auf die Entwicklung der aktiven Nutzerzahlen zeigt aber: Der Online-Bezahldienst befindet sich weiter in einem positiven Trend. Seit 2010 ist die weltweite Nutzerzahl von 84 Millionen auf heute 416 Millionen kontinuierlich angestiegen. Auch die Prognosen zur Entwicklung des Umsatzes sehen für den Konzern aus San José vernünftig aus, bis 2025 soll dieser auf knapp 52 Milliarden US-Dollar weiter stark anwachsen. Entscheidend für die Paypal-Aktie wird auch sein, ob es dem Konzern gelingt, in den Zukunftstechnologien weiter vorne mit dabei zu sein und möglichen disruptiven Entwicklungen durch andere Marktteilnehmer vorzubeugen. Hierzu gibt es ein aktuelles Statement, wonach der Konzern über die Entwicklung und mögliche Einführung eines eigenen Stablecoins nachdenke:
„Wir untersuchen einen Stablecoin; wenn wir vorankommen, werden wir natürlich eng mit den zuständigen Regulierungsbehörden zusammenarbeiten“
Das erklärte PayPals Vizepräsident für Kryptowährungen und digitale Währungen Jose Fernández am vergangenen Samstag gegenüber Bloomberg News. Der Entwickler Steve Moser entdeckte im Quellcode von PayPals iPhone-App Hinweise auf die Entwicklung eines eigenen Stablecoins seitens des Konzerns. Auf die dadurch aufgekommenen Gerüchte reagierte PayPal nun.
Wozu dienen Stablecoins?
Der Reihe nach: Bei einem Stablecoin handelt es sich um eine Kryptowährung, deren Wert über eine Fiat-Währung gedeckt wird. Als Fiatgeld wird eine nationale Währung bezeichnet, die nicht an den Preis eines Rohstoffes wie Gold oder Silber gebunden ist: jegliche gängigen Währungen wie der Euro, der US-Dollar oder das britische Pfund sind Fiat-Währungen. Die Stablecoins sind somit eine wichtige Brücke zwischen den etablierten nationalen Währungen und Kryptowährungen wie dem Bitcoin oder Ethereum.
Diese Kombination von Stabilität des traditionellen Geldsystems mit der Flexibilität digitaler Währungen scheint für die Nutzer sehr attraktiv zu sein. Heute sind bereits Milliarden von Dollar in Stablecoins wie Tether oder den USD Coin geflossen. Sie sind ein beliebtes Mittel, um Vermögenswerte im Ökosystem der Kryptowährungen aufzubewahren und dort mit ihnen zu handeln. Einige werden sich erinnern, auch Meta (vorher Facebook) hat bereits 2019 die Einführung eines eigenen Stablecoins angekündigt. Die Währung, die erst Libra und nun Diem heißen soll, ist noch immer nicht auf dem Markt. Inzwischen sind einige der Mitgründer ausgestiegen.
PayPal ist besser geeignet für eine eigene Kryptowährung
Zwei Faktoren sprechen dafür, dass PayPal hier die bessere Ausgangsposition hat: Die bereits hohe Akzeptanz des Konzerns als Online-Zahlungsabwickler und das größere Vertrauen, das dem Unternehmen in seinem eigenen Metier wohl entgegengebracht werden würde. Seit einigen Monaten ermöglicht PayPal Kunden aus den USA und weiteren Ländern mit der Funktion „Checkout with Crypto“ bereits die Zahlung mit Bitcoin. Ein weiterer Pluspunkt kann aus meiner Sicht die von Beginn an betonte Kooperation von PayPal mit den zuständigen Regulierungsbehörden sein.
Zugegeben, das Statement von Jose Fernández ist noch keine Versicherung dafür, dass das Management der PayPal-Aktie wirklich einen eigenen Stablecoin entwickeln und auf den Markt bringen wird. Es ist viel mehr ein klares Signal: Der Konzern wappnet sich für mögliche gefährliche Angriffe durch kleine, experimentierfreudige Fintechs und auch den größten Konkurrenten Block (ehemals Square). Genau das wird eine der größten Herausforderungen des Konzerns in den nächsten Jahren sein. Gelingt es dem Konzern auch technologisch relevant zu bleiben, dann wird ihre gute Marktposition aus meiner Sicht zu einer für Anleger attraktiven Entwicklung der PayPal-Aktie führen.
Julian besitzt keine der im Artikel erwähnten Aktien