Netflix (WKN: 552484) hat gestern nach Börsenschluss seine Geschäftszahlen für das vierte Quartal präsentiert. Die Streamingplattform konnte seine Erwartungen für Umsatz und Gewinn je Aktie übertreffen. Zeitgleich lag die Anzahl der neuen Abonnenten mit 8,28 Millionen unter den erwarteten 8,5 Millionen. Nach dem Boom, den die Branche in den Corona-Jahren erlebt hat, erwartet der Konzern im laufenden Quartal nur 2,5 Millionen neue Nutzer. Die Netflix Aktie reagierte heute mit einem Minus von mehr als 23 Prozent auf die verkündeten Zahlen.
Umsatz und Abonnenten
Der Umsatz in Q4 lag 7,7 Milliarden US-Dollar 16 Prozent über dem Vergleichsquartal des Vorjahres. Das ist das schwächste Wachstum in einem Quartal in den letzten drei Jahren. Auch der Umsatz pro Abonnent wuchs im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent und somit schneller als in Q3. Besonders die Region Lateinamerika entwickelte sich in diesem Bereich mit plus 14 Prozent am besten.
Der Streamingdienst um die Netflix Aktie zählt am Ende des vierten Quartals 222 Millionen weltweite Nutzer. Besonders Streaminghits wie „The Witcher“ und „Squid Game“ brachten weltweit noch einmal mehr als acht Millionen Kunden auf die Plattform. Die wichtigsten Regionen waren 2021 Europa und Asien, jeweils über sieben Millionen Abonnenten kamen hier im Gesamtjahr dazu. In Kanada und den USA waren es nur etwa eine Million.
Der Ausblick auf das erste Quartal in 2022 sorgt bei Anlegern für Ernüchterung. Der Konzern macht für die lediglich 2,5 Millionen erwarteten Neukunden zum einen die wachsende Konkurrenz auf dem Streamingmarkt verantwortlich. Etablierte Plattformen wie Disney+ und HBO rüsten auf, während immer neue Anbieter wie Paramount+ und Peacock ihren Hut in den Ring werfen. Ein weiterer Grund für ein schwaches erstes Quartal sei die im Vergleich geringe Anzahl geplanter Streamingpremieren.
Gewinn je Aktie und freier Cashflow
Der Gewinn je Aktie fiel mit 1,37 US-Dollar im Vergleich zum Restjahr schwach aus, konnte jedoch im Vergleich zum Vorjahr um 14 Cent steigen. Damit lag der Gesamtgewinn in 2021 mit über 5,1 Milliarden US-Dollar um 85 Prozent über dem Rekordergebnis von 2020.
Mit minus 569 Millionen US-Dollar fiel der freie Cashflow in Q4 schlecht aus. Im Vorjahresquartal lag dieser noch bei minus 284 Millionen, in Q3 2021 bei 106 Millionen US-Dollar. Der Wert bewegt sich somit tiefer in den negativen Bereich hinein. Im ersten Quartal des vergangenen Jahres lag er noch bei plus 692 Millionen US-Dollar, danach folgten drei Quartale im Minusbereich.
Der Wind wird rauer für die Netflix-Aktie
Die Ankündigung einer zweiten Staffel „Squid Game“ am Donnerstag konnte das Absacken der Netflix-Aktie nicht verhindern. Beim Unternehmen und Anlegern sorgen die veröffentlichten Zahlen für einen nüchternen Blick auf die Marktsituation. 2020 und 2021 waren zwei absolute Ausnahmejahre, die viele Menschen weltweit auf die Streamingplattformen getrieben haben. Die Prognose für das Abonnenten-Wachstum in Q1 zeigt, dass diese Zeiten nun vorbei sind. Netflix Zahlen trieben auch die Aktien anderer Anbieter wie Walt Disney (WKN: 855686) oder Roku deutlich nach unten. Die komfortable Situation, in der Netflix in den letzten Jahren enorm wachsen konnte, hat sich verändert. Ich blicke daher momentan eher skeptisch auf die Entwicklung in den nächsten Jahren.
Julian besitzt keiner der im Artikel erwähnten Aktien