Der Streaming-Anbieter der Netflix Aktie (WKN: 552484) hat nach den Hochphasen der Corona-Pandemie ein großes Problem. Obwohl die Kalifornier ihre Plattform verlässlich mit starken Formaten versorgen, wird es immer schwerer, neue potenzielle Kunden von einem Abonnement zu überzeugen. Der Konzern nimmt das Problem ernst und denkt jetzt über den nächsten großen Schritt seiner Evolution nach: Einen Einstieg in die Gaming-Branche.
Wachstumsgrenzen könnten bald erreicht sein
Zum Ende des abgelaufenen Geschäftsjahres zählte Netflix 222 Millionen Abonnenten. Ein Großteil davon ist in den beiden Pandemie-Jahren hinzugekommen. Alleine im absoluten Ausnahmejahr 2020 kamen 36 Millionen neue User hinzu. Auch das Wachstum im vergangenen Jahr war mit etwa 18 Millionen Abonnenten noch in Ordnung, allerdings schon unter dem der Jahre vor der Pandemie.
Somit zeichnet sich ab: Die Plattform um die Netflix Aktie könnte langsam an die Grenzen ihrer Ausbreitung im hart umkämpften Streaming-Markt vorstoßen. Die Entwicklung auf dem deutschen Markt beschreibt dies ganz gut. Hier hatte der Spiegel vor kurzem in einem Bericht auf die Prognosen des Marktforschungsunternehmens Ampere Analytics verwiesen. Demnach enteilt Prime Video, der beliebteste Streaming-Dienst in Deutschland, seinem Konkurrenten in den nächsten Jahren weiter. Netflix käme lediglich auf 300.000 neue Abonnenten in 2021 und 400.000 im laufenden Jahr. Prime Video soll dagegen in beiden Jahren Wachstumsschübe von jeweils über der Millionengrenze durchmachen. Das Institut habe dabei lediglich aktive Prime Video Nutzer berücksichtigt. Nutzer, die lediglich die übrigen Vorteile der Mitgliedschaft in Anspruch nahmen, wurden nicht gezählt.
Serienerfolge wie „Squid Game“ und „The Witcher“ oder Filme wie der jüngste Hit „Don’t Look Up“ scheinen demnach in erster Linie für die angesprochene starke Kundenbindung zu sorgen. Im Content-War sind die exklusiven Inhalte für die Netflix Aktie somit eher Munition, um keine Abonnenten an die Konkurrenten zu verlieren. So richtig in die Offensive scheint der Konzern dabei nicht zu kommen. Damit es auch in Zukunft weiter gelingt, das essenzielle Abonnenten-Wachstum anzukurbeln, möchte Netflix nun ganz neues Terrain betreten.
Auch große Spiele für Plattform geplant
Der Streaming-Dienst plant, mit eigenen Spielen in den Gaming-Markt einzusteigen. Man kann zwar bereits heute auf der Smartphone-App von Netflix kleine Handyspiele zocken. In Zukunft sei der Konzern laut Produktchef Greg Peters jedoch auch offen dafür, „große Spiele zu lizenzieren“. Schon im laufenden Jahr könnte es zu ersten größeren Projektankündigungen kommen. Damit würde Netflix in einen stark umkämpften Markt eintreten, in dem sich einige Größen bereits etabliert haben. Zuletzt hatte Microsoft (WKN: 870747) mit der angekündigten Activision-Übernahme die Zähne gefletscht.
Man könnte meinen, der Streamingdienst könnte mit seinem Abonnement-basierten Angebot für eine Neuheit in der Branche sorgen und somit einen Startvorteil haben. Allerdings hat Microsoft mit seinem Game Pass bereits ein solches Angebot etabliert. Mit diesem haben Zocker für einen festen monatlichen Betrag Zugriff auf eine Vielzahl von Spielen.
Eingebrochene Netflix Aktie – Risiko ist angebracht
Also: Netflix würde sich durch den Schritt in die Gaming-Welt mit etablierten und erfahrenen Branchengrößen anlegen. Anders als im Bereich des Videostreamings, kann das Unternehmen hier kein Feld von vorne aufrollen. Die Forschheit dieses Schrittes, macht ihn für mich jedoch umso sinnvoller aus der Perspektive der Kalifornier. Ihre aktuellen Zahlen und Prognosen zwingen sie fast zu einem solchen. Schafft es der Konzern allerdings, gute Spiele auf den Markt zu bringen, so könnten sie für ein einmaliges Angebot sorgen: Hochklassige Serien und Filme kombiniert auf einer Plattform mit exklusiven und nachgefragten Games. Man würde sich einen neuen Burggraben buddeln, während der alte langsam verschwindet. Ich blicke deswegen trotz des Einbruchs der Netflix Aktie wieder interessierter auf das rote N. Bezüglich einer möglichen Anlage warte ich jedoch die weitere Entwicklung ab.
Julian besitzt keine der im Artikel erwähnten Aktien.