Die Hermés Aktie (WKN: 886670) reagierte gestern zum Handelsstart mit einem deutlichen Minus auf die veröffentlichten Quartalszahlen des Luxuskonzerns. Im letzten Quartal schrumpfte die so wichtige „Lederwaren- und Sattlereisparte” im Vergleich zum Vorjahr. In dieser generiert das nach Börsenwert drittwertvollste französische Unternehmen fast die Hälfte seiner Umsätze. Im Gegensatz dazu war die Performance bezogen auf das Gesamtjahr 2021 überzeugend.
Umsatz Hermés Q4 2021
Hermés konnte in der abgelaufenen Periode 2,38 Milliarden US-Dollar umsetzen. Das sind elf Prozent mehr als in der Vorjahresperiode. Hier entwickelten sich die zweitgrößte Sparte „Konfektionsware und Accessoires” (+34,5 %) sowie die deutlich kleineren „Parfüm und Beauty” (+34,9 %) und „Uhren” (+39,7 %) am besten. Im für den Konzern mit Abstand wichtigsten Segment “Lederwaren und Sattlerei” sank der um Währungseffekte bereinigte Umsatz um 5,4 Prozent auf knapp über eine Milliarde US-Dollar. Konzernchef Axel Dumas begründet die Entwicklung im Ledergeschäft mit selber auferlegten Kapazitätsengpässen.
Hermés hat sich schon immer Grenzen für das Volumenwachstum in der Produktion von Lederwaren gesetzt. „Man braucht 15 Stunden für eine Hermès-Tasche. Auch wenn es eine hohe Nachfrage gibt, werde ich nicht anfangen, sie in 13 Stunden herzustellen, um die Produktion zu erhöhen“, sagte Durmas. Trotzdem: Experten waren vorher von einem deutlich geringeren Rückgang ausgegangen. Dementsprechend reagierte die Hermés Aktie zwischenzeitlich mit einem Minus von über 8 Prozent. Besser fällt da schon der Blick auf das abgelaufene Gesamtjahr aus. Hermés konnte hier in allen Sparten zulegen. Auch das Geschäft mit Lederwaren konnte in diesem Zeitrahmen um knapp 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr wachsen. Insgesamt konnte ein Umsatz neun Milliarden US-Dollar erreicht werden. Somit hat sich der Luxuskonzern im Vergleich zu 2020 (+ 42%) und auch zum Vorkrisenjahr 2019 (+ 33%) stark entwickelt.
Deutliches Minus für Hermés Aktie
Auch der Blick auf die Entwicklung des Gewinns in 2021 stimmt, um 77 Prozent wuchs dieser auf 2,4 Milliarden US-Dollar an. Pro Hermés Aktie wurden 23,3 US-Dollar eingenommen. Damit konnten die externen Prognosen übertroffen werden. Aktionäre erhalten eine Dividende von 8 Euro je Anteilsschein, knapp das Doppelte der vergangenen Jahre. All die positiven Nachrichten scheinen jedoch vom Rückgang des Kerngeschäfts im Weihnachtsquartal überschattet. Inzwischen hat sich die Hermés Aktie zwar bei einem Minus knapp über wieder etwas gefangen. Die empfindliche Reaktion spricht jedoch eine klare Sprache: Aktionäre scheinen vom nachhaltigen Wachstumsansatz in der Ledersparte nicht begeistert. Aus Sicht des langfristigen Anlegers halte ich diese Strategie allerdings für interessant. Ein Produzent hochwertiger Ware wie Hermés sollte Wachstum nicht auf Kosten der Qualität erzwingen. Insgesamt blicke ich daher neutral auf das Wertpapier und warte die weitere Entwicklung im laufenden Quartal ab.
Julian besitzt keine der im Artikel erwähnten Aktien.