Die aktuellen Zahlen der Adidas Aktie (WKN: A1EWWW) machen den Eindruck, als hätten es die Herzogenauracher nie einfacher gehabt. So wuchsen Gewinn und Umsatz im vergangenen Jahr rasant an. Klar: 2020 war stark von den Corona-Maßnahmen gebeutelt. Die Entwicklung des Konzerns alleine anhand der jährlichen Wachstumsraten des letzten Geschäftsjahres zu bewerten, käme also zu kurz. Aber auch die Konzern-Prognosen für das laufende Jahr fallen überragend aus. Dabei steht der größte deutsche Sportartikel-Hersteller auf mehreren Märkten vor großen Problemen. Wie passt das zusammen?
Umsatzentwicklung variiert stark zwischen Regionen
Insgesamt setzte Adidas im letzten Jahr knapp über 21 Milliarden Euro um. Das entspricht einem währungsbereinigten Wachstum um 16 Prozent. Dabei bremsten noch Faktoren wie der momentan schwierige chinesische Markt, umfassende Corona-Lockdowns besonders in Asien sowie anhaltend überlastete Lieferketten. Davon befreit hätte man nach eigenen Angaben knapp 1,5 Milliarden Euro mehr umsetzen können. Größter Wachstumstreiber war die Erholung des normalen Filialgeschäfts, das 2020 stark zum Erliegen gekommen war. Dadurch stiegen die Einnahmen im Groß- und Einzelhandel jeweils im starken zweistelligen Bereich. Im Segment E-Commerce konnte man auch aufgrund des starken Wachstums in 2020 (+ 50 %), nur noch leicht um vier Prozent wachsen.
Regional variierte die Umsatzentwicklung deutlich. Im wichtigen Zukunftsmarkt China litt man stark unter den Boykott-Aufrufen der Regierung. So konnte man im Gesamtjahr nur noch um drei Prozent zulegen. Im letzten Quartal gingen die Umsätze sogar um knapp ein Viertel im Vergleich zum Vorjahr zurück. Für die dennoch starke Entwicklung im Gesamtjahr 2021 sorgten die Märkte Lateinamerika (+ 47 %), EMEA (+ 24 %) und Nordamerika (+ 17 %). Im letzten Quartal konnte die China-Verluste jedoch nicht mehr kompensiert werden. Insgesamt ging der Umsatz in Q4 um drei Prozent runter. Auch die Gewinnentwicklung fiel im vergangenen Jahr überzeugend aus. Mit knapp 1,5 Milliarden Euro konnte man den Überschuss im Vergleich zu 2020 mehr als verdreifachen. So verdiente der Konzern pro Adidas Aktie 7,47 Euro.
Bockstarke Prognosen trotz viel Gegenwind
Ins laufende Jahr geht Adidas mit Blick auf die eigenen Prognosen trotz des Dämpfers in Q4 ziemlich selbstbewusst. Das Jahr werde dabei eher träge beginnen. Vor allem die Situation in China sowie die coronabedingten Fabrikschließungen im wichtigen Produktionsland Vietnam haben in diesem Zeitraum noch starke Effekte. Allein durch die vietnamesischen Lieferengpässe verliert man etwa 600 Millionen Euro. In zweiten Quartal soll es aber wieder deutlich aufwärtsgehen. Die Herzogenauracher rechnen dann mit sich entspannenden Lieferketten und der Rückkehr des Wachstums in China. Im Gesamtjahr sollen die Umsätze hier wieder um fünf Prozent anwachsen. Dabei soll der neue alte China-Chef Andria Siu eine wichtige Rolle spielen und die angespannte Situation für den Konzern im Land entschärfen.
Das Aus auf dem russischen Markt wird sich dagegen eher überschaubar auf den Umsatz auswirken. So sollen die Umsätze im Gesamtjahr um elf bis 13 Prozent ansteigen, mit Russland wäre die Prognose um ein Prozent höher ausgefallen. Adidas wird den Verlust des im letzten Jahr 250 Millionen Euro Umsatz schweren Russland-Geschäfts gut verkraften. Auf den Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft wirkt sich die Schließung der etwa 500 Filialen nicht auswirken. Dieser soll in 2022 zwischen 1,8 und 1,9 Milliarden Euro betragen.
Adidas Aktie schießt nach oben
Die 2021er-Zahlen und besonders die starken Prognosen waren an den Börsen wohl nicht erwartet worden. So kletterte die Adidas Aktie heute bislang um über 13 Prozent auf einen Wert von 210 Euro. Durch den Beginn des Ukraine-Krieges war das Wertpapier auf das niedrigste Niveau seit zwei Jahren abgestürzt. Es bleibt abzuwarten, ob der Sportartikelhersteller sein China-Geschäft wieder auf die Beine stellen kann. Das bleibt die Grundbedingung dafür, dass die angekündigten Zahlen in einem Jahr auch schwarz auf weiß im Geschäftsbericht stehen. Anleger scheinen dem Konzern dabei durchaus zu vertrauen. Wir werden demnächst detaillierter auf die Situation in China eingehen. Für mich ist und bleibt Adidas auch in volatilen Zeiten wie momentan langfristig eine gute Anlage.
Julian besitzt keine der im Artikel erwähnten Aktien.