In unserem Artikel zum aktuellen Geschäftsbericht von Lindt & Sprüngli (WKN: 870503) haben wir bereits die durchweg starken Zahlen des Schokoladen-Herstellers betont. Derzeit sprechen jegliche Entwicklungen und Prognosen für die Schweizer. Fast ist man gewillt, den Einstieg in die Lindt Aktie als No-Brainer zu bezeichnen. Trotzdem: Auch Lindt & Sprüngli steht vor globalen Herausforderungen, die es bestmöglich zu meistern gilt. In diesem Artikel möchte ich auf zwei Herausforderungen eingehen, welche die Lindt Aktie in den nächsten Jahren meistern muss.
Wachstum außerhalb der klassischen Schoko-Märkte
Mitte Januar berichtete die Tagesschau auf ihrer News-Website, dass Schokoladen- und Süßwaren-Hersteller von der Corona-Krise profitiert haben. Laut dem zitierten Lebensmittel-Experten Hendrik Varnholt lag das an „mehr Verzehr Gelegenheiten für diese Produkte“ in von Lockdowns geprägten Zeiten. So waren vor allem Premium-Süßwaren stärker nachgefragt. Die Menschen wollten sich in der Krise „etwas gönnen“. Für viele diente die Schokolade aber wohl auch als dringend benötigte Nervennahrung in mental anspruchsvollen Zeiten. Der Trend trifft besonders auf die traditionell konsumstärksten Länder und Regionen zu. Deutsche konsumieren derzeit um die neun Kilogramm Schokolade pro Kopf und Jahr. Damit ist man neben der Schweiz weltweit führend und für den Großteil des Umsatzes der Lindt Aktie verantwortlich.
Varnholt geht auf ein weiteres interessantes Phänomen im Schoko-Sektor ein. Demnach gebe es klare geografische Auswirkungen auf das Ausmaß des Verzehrs. Man sieht, „dass die nördlichen Länder, in denen das Wetter häufiger kalt ist, mehr Schokolade verzehren“. Umso erstaunlicher, dass Lindt’s Umsatz im vergangenen Jahr am stärksten in den Märkten China und Brasilien zulegen konnte. Hier spielt auch das bereits sehr hohe Konsum-Niveau in den europäischen Schokoladen-Hochburgen eine Rolle. Das macht es schwer, dort prozentual große Sprünge zu machen. Für ein weiterhin gesundes Wachstum wird in Zukunft daher die Region “Rest der Welt” für Lindt & Sprüngli entscheidend. Dabei geht es in erster Linie darum, die eigene Marke bekannter zu machen. CEO Dieter Weisskopf nennt hierzu physische Lindt-Stores als einen entscheidenden Faktor. In Schlüsselländern wie Brasilien (58) und Japan (70) betreibt der Konzern bereits einige Filialen. Weitere sollen in nächster Zeit hinzukommen.
Nachhaltigkeit der eigenen Produkte
Das Ziel des nachhaltigen Wirtschaftens ist ja inzwischen fast schon ein alter Schuh. Seit Jahren betonen besonders Ressourcen-hungrige Unternehmen, ihren Fokus auf einen umweltschonenden Betrieb zu legen. Auch im aktuellen Geschäftsbericht von Lindt & Sprüngli war dies wieder ein wichtiges Thema. Viele Kunden informieren sich inzwischen, wie und wo Produkte angebaut und hergestellt werden. Das gilt auch verstärkt für den von Lindt verwendeten Kakao. Daneben werden Schokoladen mit vermindertem Zuckerhalt und vegane Alternativen immer beliebter.
Folgende konkrete Ziele hat sich der Konzern daher auf die Fahne geschrieben:
Bis 2025 …
- … will man seinen Kakao vollständig über Nachhaltigkeitsprogramme beziehen.
- … sollen alle Kakaolieferungen frei von Abholzung sein.
- … will man den produktionsbedingten Schokoladenabfall halbieren.
- … wird die kommunale Wasserentnahme im Produktionsprozess um zehn Prozent reduziert.
- … werden nur noch recyclebare und wiederverwendbare Verpackungen verwendet.
Darüber hinaus hat sich Lindt letztes Jahr verpflichtet, messbare CO₂-Ziele zu entwickeln. Momentan befinde man sich im Prozess, die CO₂-Bilanz entlang der eigenen Wertschöpfungskette zu messen. Auf Basis der gesammelten Daten soll dann eine Strategie zur Reduzierung des Treibhausgases entstehen. Spätestens 2023 sollen die Reduktionsziele öffentlich gemacht werden. Zur Überprüfung der Einhaltung der eigenen Ziele veröffentlicht Lindt jedes Frühjahr einen Nachhaltigkeitsbericht.
Lindt Aktie zurecht ambitioniert
Besonders in den wichtigsten Einzelmärkten in Europa nimmt das Interesse an nachhaltigem Konsum weiter zu. Von einem Anbieter von Premium-Schokolade werden potenzielle Kunden in den kommenden Jahren verstärkt einen Fokus auf eine zunehmend umweltschonende Produktion erwarten. Und Lindt hat durch seine starken Geschäftszahlen die nötige finanzielle Power, um den ökologischen Fußabdruck möglichst schnell und umfassend zu verkleinern. Positiv ist für mich, dass Lindt die Ziele so konkret benannt hat und in einem überschaubaren Zeitrahmen bis 2025 erreichen will.
Im Rest der Welt wird zeitgleich eine gut geölte Marketing-Maschine entscheidend sein. Hier muss Lindt für viele Menschen erst noch sichtbar werden und sich den Status, welchen sie in Europa genießen, erarbeiten. Das Wachstum im vergangenen Jahr zeigt: Der Konzern scheint hier die richtigen Hebel in Bewegung zu setzen. Dass wir bei Junger Anleger von der Lindt Aktie überzeugt sind, haben wir mehrfach betont. In der kommenden Woche erscheint unsere Premium Analyse zu Lindt & Sprüngli: Eine gute Gelegenheit für langfristige Investoren, um sich umfassend mit dem Wertpapier auseinanderzusetzen.
Julian besitzt keine der im Artikel erwähnten Aktien.