Wie geht es in den nächsten Jahren für die Starbucks Aktie (WKN: 884437) und Co. auf dem Kaffeemarkt weiter? Wir haben auf der einen Seite einen weltweit kontinuierlich zunehmenden Konsum. Vor allem in Schwellenländern trinken immer mehr Menschen aufgrund der gesteigerten Kaufkraft und der Aneignung eines westlichen Lebensstils das dunkle Heißgetränk. Zum anderen sehen wir seit einiger Zeit ungewöhnlich schnell anziehende Kaffeepreise. Ein Hauptgrund ist dabei die problematische Situation beim wichtigen Kaffeeproduzenten Brasilien. Hier sorgte eine ungewöhnliche Anhäufung von Wetterextremen im letzten Jahr für starke Ernteausfälle. Nach einem Rekordjahr 2020, ging die Ernte so um satte 25 Prozent zurück. Und auch für das kommende Jahr sehen die Prognosen nicht so gut aus. Zusammen mit anderen Faktoren wir das die Preise auch weiter steigen lassen, sagen Experten. Wird Kaffee dadurch langfristig gar zum Luxusartikel?
Brasilien: Taumelnder Kaffee-Riese
Brasilien produziert weltweit mit Abstand am meisten Kaffee. Im Jahr 2020 betrug der Weltmarktanteil knapp 40 Prozent. Weit abgeschlagen folgt Vietnam mit 16,5 Prozent an zweiter Stelle. Ernteausfälle im größten Land Südamerikas können sich also schnell auf den Kaffeepreis auswirken. Und davon gibt es momentan zu viele. Im letzen Jahr waren es extreme Trockenperioden, jetzt im Frühjahr macht den Bauern starker Frost zu schaffen. So wird auch die anstehende April-Ernte unter den Erwartungen ausfallen. Im vergangenen Jahr hat sich der Preis für Rohkaffe bereits verdoppelt. Im laufenden Jahr könnte es aufgrund der beschriebenen Problematik und weiterer preistreibender Faktoren noch teurer werden.
Spekulanten und Düngermangel
Weiter angeschlagene Lieferketten, eine hohe Inflation, klimabedingte Ernteausfälle und eine unübersichtliche Weltlage in Osteuropa. Man lehnt sich wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man sagt, dass wir uns derzeit in wirtschaftlichen Krisenzeiten befinden. Und in diesen Neigen Anleger verstärkt dazu an den Börsen auch in Rohstoffe zu investieren. Auch Kaffee wird an den Börsen gehandelt und wurde in letzter Zeit verstärkt zum Spekulationsobjekt. Dadurch werden die Preise weiter in die höhe getrieben.
Damit noch nicht genug. In der nächsten Zeit werden zudem die Düngemittel in Brasilien knapp werden, welche neben Soja und Mais auch für ertragreiche Kaffeeernten benötigt werden. Der brasilianische Verband für Düngemittel-Logistik sprach zuletzt von einem Vorrat für weitere drei Monate. Russland ist der weltweit größte Düngerproduzent und auch der wichtigste Lieferant für Brasiliens Landwirtschaft. Nun hat das russische Handelsministerium den Düngemittel-Herstellern jedoch einen vorübergehenden Export-Stopp empfohlen. Denn der wichtigste Ausfuhrhafen liegt in Odessa, einer wichtigen strategischen Stadt für Russlands. Im Zuge des Krieges mit der Ukraine könnte es dort zu logistischen Problemen kommen. Kommt es am Ende wirklich zu einer Unterversorgung, so wird besonders die Ernte im kommenden Sommer darunter leiden.
Wie reagieren Markt und Starbucks Aktie?
Auch die großen Ketten kommen nicht drum rum, ihre Verkaufspreise anzuheben. Starbucks tat dies zuletzt bereits zwei mal, im Oktober sowie zum Ende des vergangenen Jahres. Tchibo, das als Marktführer in Deutschland als Branchenbarometer gilt, hatte Ende Februar bereits zum zweiten mal in neun Monaten seine Kaffeeprodukte verteuert. Teilweise sind die Kilopreise seit Sommer bereits um zwei Euro gestiegen. So kommt die Kaffeekrise also bereits jetzt bei den Konsumenten an. Auch bei Starbucks wird sich mittelfristig dann natürlich die Frage auftun, wie viel Preiserhöhung der Kunde in Kauf nimmt. Zuletzt nahm die Nachfrage nach den Kaffee-Getränken in den eigenen Filialen trotzdem zu. Konzernchef Kevin Johnson hatte daraufhin angekündigt, auch im laufenden Jahr die Preise weiter anheben zu wollen. In dieser Hinsicht scheint man kaum besorgt, dass einem so die Kundschaft ausbleibt.
Wie beschrieben handelt es sich beim Klimawandel um einen Faktor, der den Markt langfristig schwächen wird. Die möglichen Anbauflächen für Kaffee werden in Zukunft weiter schrumpfen. Erste Auswirkungen davon sehen wir durch Erntekrisen jetzt schon. Dennoch bleibt den Kaffee-Konzernen Zeit, sich an steigende Preise anzupassen. Wichtig wird es wohl sein, dass laufende Jahr recht schadlos zu überstehen. In diesem könnten sich viele Krisen überschneiden und für besonders starke Effekte sorgen. Mittelfristig wird die Starbucks Aktie damit sicher zu kämpfen haben. Auf lange Fahrt bin ich derzeit allerdings davon überzeugt, dass das Geschäftsmodell der US-Kette auch mit einer langfristig verschlechterten Versorgungslage funktioniert.
Julian besitzt keine der im Artikel erwähnten Aktien.