Der Immobilien-Riese Vonovia (WKN: A1ML7J) plant einen Großteil seines Wohnungsbestandes zu verkaufen. Das gab der Konzern bei der Veröffentlichung der aktuellen Quartalszahlen bekannt. Den Schritt hatte Unternehmenschef Rolf Buch bereits angekündigt. Er zeigt dennoch: Der Konzern muss sparen und backt im schwierigen Marktumfeld etwas kleinere Brötchen. Nach schwachem Jahresstart erholte sich die Vonovia Aktie zuletzt deutlich.
Das erste Halbjahr 2022
Um satte 36 Prozent im Vergleich zum Vorjahr legte der operative Gewinn bei Vonovia auf 1,06 Milliarden Euro zu. Dabei geht der Großteil dieses Wachstums auf die Übernahme der Deutsche Wohnen im vergangenen Jahr zurück. Rund 17 Milliarden Euro hatte die Vonovia für den deutschen Konkurrenten auf den Tisch gelegt. Anleger der Vonovia Aktie freuen sich trotzdem über die starken Zahlen. So konnte auch der Umsatz massiv auf 3,1 Milliarden Euro gesteigert werden. Das ist ein Plus von 35 Prozent verglichen mit 2021.
Die gute Entwicklung nimmt das Management zum Anlass, um die eigenen Prognosen zu bestätigen. Somit sollen Umsatz und Gewinn auch mit Blick auf das Gesamtjahr um über 20 Prozent steigen. Im Juni war Buch in die Kritik geraten, als er behauptete, die Mieten aufgrund der steigenden Inflation zu erhöhen. Und diesen Worten ließ der Konzern Taten folgen: Mit 7,44 Euro zahlen Mieter jetzt zwei Prozent mehr pro Quadratmeter als im Jahr zuvor.
Verkauf im Wert von 13 Milliarden Euro!
Zuerst kaufte die Vonovia mit der Deutsche Wohnen Immobilien im Wert von 17 Milliarden Euro. Und jetzt will der Konzern in den nächsten Jahren Wohnungen im Wert von rund 13 Milliarden veräußern. Wie passt das zusammen?
Zum einen spricht Buch bereits länger davon, die Deutsche Wohnen Übernahme auch über Immobilien-Verkäufe zu finanzieren. Ob er hiermit von Beginn an eine Größenordnung wie die nun verkündete meinte, bleibt zu bezweifeln. Allerdings hat sich das Marktumfeld in diesem Jahr deutlich verschlechtert. Durch die wieder steigenden Zinsen gehen auch die Kosten für frisches Kapital und die Baukosten nach oben. Hinzu kommen deutlich gestiegene Materialpreise, die besonders den Neubau weiter verteuern. Gut möglich, dass die Vonovia doch deutlich mehr veräußern musste als ursprünglich geplant. Dafür habe man „verschiedene Portfolios ermittelt, die für einen Verkauf geeignet sind“.
Und ein weiterer Teil des großen Immobilien-Katalogs könnte in den nächsten Jahren abgestoßen werden. Der Konzern prüft dahingehend die Pflegeheimsparte der Deutsche Wohnen. Hier soll es mindestens keine Zukäufe mehr geben. Insgesamt besitzt die Vonovia heute rund 500.000 Wohnungen, größtenteils in Deutschland. Ende 2021 gab die Vonovia den Verkehrswert des eigenen Immobilienbestands mit knapp 98 Milliarden Euro an.
Vonovia Aktie: Angst vor kaltem Winter?
Auf die Mieter könnte aufgrund der sich anbahnenden Energiekrise ein harter Winter zukommen. Auch hierauf ging Vonovia-Chef Buch während der Präsentation ein. Um Gas zu sparen, beschloss der Konzern eine Nachtabsenkung der Heizungstemperatur im gesetzlichen Rahmen. Zudem soll es wie schon in der Corona-Pandemie Lösungen für Menschen geben, die sich die eigene Wohnung aufgrund der steigenden Preise nicht mehr leisten können. Dennoch: Erst einmal kommt deutlich mehr auf die Mieter zu. Die Vorauszahlungen würden bereits erhöht, um hohe Nachzahlungen am Jahresende zu vermeiden.
Dass die Vonovia in diesem Jahr stark wächst, war aufgrund der Übernahme der Deutsche Wohnen im Prinzip unvermeidbar. Mit 13 Milliarden Euro ist das Ausmaß der geplanten Wohnungsverkäufe ein wenig überraschend. Auf der anderen Seite reagiert der Konzern damit auf Krisen, die im letzten Jahr kaum abzusehen waren. Die Vonovia Aktie ist seit einem Monat um gute 13 Prozent gestiegen und bleibt fester Bestandteil unserer Top 50.
Julian besitzt keine der im Artikel erwähnten Aktien.