Diabetes Mellitus ist auf dem Vormarsch. Die weltweite Anzahl an Diabetikern lag 2017 bei 463 Millionen und wird bis 2045 auf etwa 700 Millionen ansteigen. Der Gesamtumsatz mit Antidiabetika ist im Zeitraum 2012 bis 2019 von 36,3 Milliarden auf 51 Milliarden US-Dollar kontinuierlich gewachsen. Aus gesundheitlicher Perspektive eine Besorgnis-erregende Entwicklung, für Pharmakonzerne ein scheinbar zukunftssicherer Markt.
Zwei zentrale Risikofaktoren, um an Diabetes Mellitus zu erkranken, sind ein hohes Alter und eine ungesunde Lebensweise. Beide Faktoren sind besonders in entwickelten Ländern vorherrschend. Zum einen werden die Menschen, auch aufgrund der guten medizinischen Versorgung, immer älter. Auf der anderen Seite nimmt die Fettleibigkeit durch Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung in der Breite der Gesellschaft deutlich zu. Das erklärt, warum gerade in sich entwickelnden Weltregionen, wie Afrika, dem Nahen Osten und Südostasien, mit der Aneignung einer westlichen Lebensweise die Zunahme an Diabetes-Patienten in Zukunft am stärksten ausfällt.
Branchenprimus aus Dänemark
Fast 100 Jahre ist Novo Nordisk (WKN: A1XA8R) jetzt Marktführer im Segment der Diabetes-Medizin. Auch heute nimmt der dänische Pharmakonzern mit knapp 30 % den Löwenanteil des Marktes ein. Alleine mit ihren Typ-2-Diabetes-Medikamenten Rybelsus und Ozempic machten sie in der ersten Jahreshälfte 2021 2,5 Milliarden US-Dollar Umsatz. Beide Produkte haben weiterhin ein enormes Wachstumspotenzial. Nach Prognosen steigt der jährliche Umsatz durch diese beiden Medikamente bis 2026 auf 15 Milliarden US-Dollar an.
Hinzu kommen weitere vielversprechende Produkte im Diabetes-Segment. Zu nennen ist hier besonders das Insulin-Präparat Icodec. Das Mittel müsste bei erfolgreicher Markteinführung nur einmal pro Woche gespritzt werden. Damit würde es den Alltag vieler Diabetes-Patienten deutlich erleichtern. Icodec hat die Phase 2-Studien erfolgreich durchlaufen und befindet sich nun in Phase 3.
Aufgrund dieser Aussichten wird derzeit von einer weiteren Vergrößerung der Marktanteile im Diabetes-Segment bis 2024 um 5 % auf 35 % ausgegangen.
Eli Lilly: Starker Fokus auf Forschung und Entwicklung
Auch Eli Lilly (WKN: 858560), mit 14 % Marktanteil der zweitgrößte Player im Diabetes-Segment, entwickelt derzeit mit Basal Insulin Fc ein nur wöchentlich anzuwendendes Insulin-Präparat bereits in Phase 3-Studien. Das US-Amerikanische Unternehmen steht den Dänen in Bezug auf die Entwicklung von Medikamenten in nichts nach. Seit einigen Jahren investieren sie deutlich mehr Geld in Forschung und Entwicklung als Novo Nordisk. Zuletzt im Jahr 2020 mit sechs Milliarden US-Dollar etwa als das Dreifache.
Und auch das bestehende Sortiment lässt sich sehen. Mit Trulicity vertreibt Eli Lilly im Gesamtmarkt das umsatzstärkste Antidiabetikum. Das Medikament weist weiter ein großes Wachstumspotenzial auf. Im dritten Quartal 2021 ist der Umsatz um 45 % im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt auf 1,6 Milliarden US-Dollar angewachsen. Jardiance, das am zweitmeisten verkaufte Präparat, ist im selben Zeitraum um satte 26 % auf 390 Millionen US-Dollar Umsatz angestiegen. Prognosen zu Folge bleibt der Marktanteil im Bereich Antidiabetika von Eli Lilly bis 2024 stabil bei etwa 14 %. Durch die steigende Nachfrage wird der Umsatz im selben Zeitraum dennoch auf 8,5 Milliarden US-Dollar ansteigen (2017: 6,6 Milliarden Dollar).
Kann man viel falsch machen?
Novo Nordisk und Eli Lilly sind Konkurrenten auf einem krisensicheren und nachhaltig wachsenden Markt. Beide ruhen sich nicht auf ihrem stark nachgefragten Medikamenten-Sortiment aus, sondern haben einen scharfen Fokus auf potenzielle Innovationen. Wobei Eli Lilly hier die stärkeren Akzente setzt.
Der schnell anwachsende Bedarf an Antidiabetika lässt aus meiner Sicht genug Platz für beide Unternehmen. Beide werden ihren Umsatz im Segment in Zukunft weiter deutlich ausbauen. Novo Nordisk scheint dabei seinen Anteil am Kuchen noch weiter vergrößern zu können, Eli Lilly bleibt hier stabil. Müsste ich mich mit Blick auf das Diabetes-Segment für eine der Aktien entscheiden, würde ich persönlich die Dänen nehmen. Das vermeintlich größere Wachstumspotenzial und der europäische Standort geben für mich den Ausschlag. Wichtig ist es im nächsten Jahr eine mögliche Marktreife der beiden wöchentlich anwendbaren Insulin-Präparate im Auge zu behalten.
Julian besitzt keine der im Artikel erwähnten Aktien.