Der niederländische Zahlungsdienstleister Adyen (WKN: A2JNF4) hat große Pläne für die nächsten Jahre. Konzernchef Peter Van der Does sprach darüber im Februar mit dem Handelsblatt. Man sei „dabei, ein globales Unternehmen zu bauen – und zwar ohne die Übernahme anderer Firmen“. Was erhofft sich Adyen von dieser internationalen Fokussierung?
Wie generiert Adyen seine Umsätze?
Adyen gehört zu den sogenannten PayTechs. Diese wickeln Zahlungen für Händler ab, der Hauptfokus liegt auf dem E-Commerce. Dabei sackt der Konzern einen Minianteil jeder Transaktion als Gebühr ein und verdient so sein Geld. Ein zentrales Ziel der Adyen Aktie ist es, das Bezahlen für seine Kunden einfach und optionsreich zu gestalten. Schon länger zahlen Konsumenten vermehrt bargeldlos mit Kreditkarte, Smartphone, PayPal und Co. Die Corona-Pandemie hat diesen Trend durch die bekannten Effekte noch einmal deutlich verstärkt. Alleine im zweiten Halbjahr des vergangenen Jahres ging das Transaktionsvolumen von Adyen dadurch um 72 Prozent auf 300 Milliarden Euro nach oben. Adyen’s Gebühren sind so klein, dass davon lediglich 357 Millionen Euro Gewinn übrig blieben. Das ist ein Plus von 51 Prozent zum Vorjahr.
Ein ungewöhnlicher Schritt für die Branche
Das rasante Wachstum macht das PayTech aus Amsterdam selbstbewusst für weitere Schritte. Heute erzielt Adyen etwa 60 Prozent seiner Umsätze in Europa. Auch in den USA, dem zweitgrößten Markt, hat man sich im letzten Jahr stark entwickelt. Im Gegensatz zum recht einheitlichen westlichen Sektor, spricht Van der Does von stärker fragmentierten asiatischen Märkten. Es brauche mehr Zeit, „dort in einzelne Märkte einzusteigen“. Aber das ist, mit Ausnahme von China, das klare Ziel des Tech-Konzerns. Während sich die Konkurrenz größtenteils auf die USA und Europa sowie einzelne Regionen konzentriert, will Adyen sein Geschäft weltweit ausbauen. Somit kann der zunehmend globale Ansatz zum wichtigen Burggraben für die Niederländer werden. Bekannte Unternehmen, für die Adyen Zahlungen abwickelt, sind unter anderem Booking.com (WKN: A2JEXP), Spotify, Netflix (WKN: 552484) und Uber. Auch in Deutschland hat man durch die Zusammenarbeit unter anderem mit Zalando, Flixbus oder Gorillas bereits einen großen Kundenstamm aufgebaut.
Verdrängung von PayPal macht selbstbewusst
Auch wenn die PayTech-Branche weiter starkes Entwicklungspotenzial besitzt: Adyen will 80 Prozent seines Wachstums über bereits bestehende Kundschaft der Konkurrenz realisieren. Dass der Konzern dazu in der Lage ist, hat er bereits ausreichend bewiesen. So konnte man den großen Konkurrenten PayPal bei eBay ausstechen. Der für die Branche prestigeträchtige Online-Marktplatz verkündete bereits 2018, seine Zahlungen in Zukunft „selbst zu übernehmen“ und Adyen „zum wichtigsten Partner“ machen zu wollen. In diesem Jahr soll der Wechsel dann über die Bühne gehen. Mit dem eBay-Zahlungsverkehr bekäme Adyen Zugang zu einer fetten Pipeline. 2020 betrug das Volumen auf der Plattform 85 Milliarden Euro. Solche Deals und der Fokus auf ein global vernetztes Geschäft könnten in Zukunft weitere große Kunden von einem Wechsel zum niederländischen PayTech überzeugen. Die Wortwahl von Adyen-Chef Van der Does zeigt: Der Konzern selber rechnet fest damit!
Warum wächst Adyen auch mit eigenen Kunden?
Ich denke, inzwischen haben alle verstanden: Je größer das Transaktionsvolumen seiner Partner, desto besser verdient am Ende auch Adyen. Ob mehr Menschen mit Uber fahren, Netflix abonnieren oder ihre Einkäufe mit dem Schnell-Lieferdienst Gorillas machen: Am Ende profitiert das PayTech vom größeren Zahlungsstrom. Andersherum funktioniert die Rechnung natürlich auch. Je schlechter das Geschäft der Kunden läuft, desto weniger setzt Adyen um. Der Konzern arbeitet verstärkt mit großen und erfolgreichen Playern der jeweiligen Branchen zusammen.
Demnächst erscheint ein Artikel, in dem wir die beiden Geschäftsmodelle von Adyen und PayPal vergleichen. Können beide langfristig erfolgreich koexistieren oder schnappt man sich gegenseitig, wie im Beispiel eBay, Marktanteile weg? Bei der Adyen Aktie überzeugt heute die stark etablierte Marktposition und der expansive Ansatz. Das Wertpapier ist für mich eines der ganz heißen Eisen in unserem Portfolio.
Julian besitzt keine der im Artikel erwähnten Aktien.